Geschlechterstereotypen, die moderne Eltern immer noch machen

von Eva Selamlar, Gründerin der PepperMINTas-Initiative

Es passiert den Besten unter uns. Wir wissen alle, wie wichtig es ist, unsere Kinder nicht in Schubladen zu stecken. Sie sollen sich frei entfalten können, losgelöst von gesellschaftlichen Normen, Erwartungen und Zwängen. Doch warum stolpern wir wohlwollenden elterlichen Leuchttürme immer wieder in die Fettnäpfchen der ewiggestrigen Stereotypisierung?

Zwei unschuldige Geschlechterstereotyp-Fallen

Ein Beispiel eines schönen Fettnäpfchens, in welches ich treffsicher und ganz von selbst getreten bin:  Meine jüngste Tochter (6J) äusserte ihren Wunsch nach einem Velo mit einem Körbchen am Lenkrad. Ich fragte nach: “Du möchtest also ein richtiges Mädchenvelo?”.

Weiss der Geier, was mich da geritten hat. Noch während ich sprach, hätte ich mich ohrfeigen können. Mein Mann schaute mich - seine 100%-Feministen-Ehefrau - denn auch erstaunt an und korrigierte mich zum Glück: “Nein, die Kleine hat es schon richtig gesagt, sie möchte ein Velo mit einem Körbchen”. Warum treten wir immer wieder in diese Fettnäpfchen der Stereotypisierung?

Die Antwort ist simpel.

Weil wir selbst das (gereifte) Produkt der eigenen Erziehung und vieler sozialer Einflüsse sind, die sich über die Jahre zu einem stattlichen Rucksack addiert haben, den wir nun unsichtbar mit uns herum tragen. Ständig. Und oft eben auch unbewusst. Und so ein über die Jahre gefüllter Rucksack lässt sich nicht so schnell über Nacht ablegen. Wichtig ist, dass wir den unsichtbaren Rucksack überhaupt mal selbst bemerken.

Seid Ihr auch schon gestolpert und habt Euch verwundert das Fett aus den Augen gerieben? So ein bisschen Fett kann ja nicht schaden, denkt Ihr?

Natürlich ist ein Fettnäpfchen für sich allein nicht schlimm. Doch oft bleibt es eben nicht bei einem allein, sondern sie kommen in Scharen und von allen Seiten. Hinterrücks schleichen sie sich an, völlig unbemerkt. Niemand ist gefeit. Und schwuppdiwupps, schon guckt man wieder triefend aus dem Näpfchen:

  • Unsere aufgeschlossene und innig von mir geliebte Kindergärtnerin erinnerte letzthin die Schützlinge daran, dem Mami, statt den «Eltern» zu sagen, die Finkengrösse zu überprüfen.
  • Die Grosseltern, die dem Buben den tollen grossen Traktor schenken, dem Mädel die hochwertige IKEA Holzküche.
  • Die Gotte, die ihrem Gotti-Meitli ein Ronaldo-Trikot schenkt.

Geschlechtergerechte Bildung

Wir alle tragen dazu bei, dass sich gewisse soziale Überlieferungen und Überzeugungen hartnäckig halten.

Das bedeutet daher in erster Linie, dass wir uns selbst mit dem Thema der gendergerechten und unvoreingenommenen Erziehung beschäftigen müssen.

Denn jede und jeder Einzelne von uns, sei dies in der Rolle als Erziehende (ich mag das Wort “Begleitende” eigentlich mehr) oder in der Rolle einer sonstigen Bezugsperson eines Kindes, übt bewusst oder mehrheitlich eben unbewusst einen Einfluss aus. Es sind somit wir selbst, die massgeblich einen Beitrag dazu leisten können, ob die Stereotypen zementiert oder aufgebröckelt werden.

In einer Studie in den Vereinigten Staaten wurden elfährige Jungs gefragt, was sie tun würden wenn sie als Mädchen geboren worden wären. Und umgekehrt wurden elfjährige Mädchen dasselbe gefragt. Die Mädchen gaben Antworten wie “auf einen Baum klettern”, “mit dem Bike rumfahren” oder “schmutzig werden”. Die Jungs antworteten depressiv mit: “mich von einer Brücke stürzen”. Was passiert da also zwischen 0-11 Jahren? Dies hat sich die weltberühmte Laura Liswood gefragt am World Economic Forum 2022. Und kam zum Schluss: es braucht vor allem gute Vorbilder und gutes “Role Modeling”.

“Es braucht allseits gute Vorbilder und Mentoring, sowohl vom Vater wie der Mutter”.

Meine Tochter meinte bei diesem Experiment übrigens, sie würde Fussball spielen. Worauf ich verwundert entgegnete, dass sie dies ja selbstverständlich auch als Mädchen tun könne. Sie antwortete: “Ja schon, aber die Profi-Fussballer sind halt alle viel berühmter”. Geht somit nicht nur mit Euren Buben zum Fussballmatch. Kauft Euren Kindern auch Merchandise vom Frauen-Nationalteam. Besonders jetzt wo die Frauen-EM in die Schweiz kommt, das wird ein Fest. 

Moral der Geschichte? Hinterfragt Euch. Ständig. Bleibt offen und neugierig und wagt neue Wege. Wenn Ihr mit Euren Kindern Aktivitäten plant, so versucht, den unsichtbaren Rucksack zu Hause zu lassen. Es gelingt nicht immer, aber immer öfter.

4 Tipps, um Mädchen an MINT heranzuführen

Mädchen brauchen manchmal einen extra Schubser, um sich für Mathematik, Informatik, Naturwissenschaften oder Mathematik (MINT) zu begeistern. Gemeinsam macht’s mehr Spass. Unsere PepperMINTas sind fit für die Zukunft. Die Eltern finden’s toll und die Unternehmen kriegen langfristig ihren Fachkräftemangel gelöst. Alle zufrieden.

1. Ausflugs-Tipp

Stadtrundgang und Privatführung Sternwarte Zürich am 3. Mai 2023.

unterstützt von pepperMINTas, Gülsha und Prof. Kathrin Altwegg.


2. Podcast-Tipp

Kathrin Altwegg: Wie begeistert man Frauen für Naturwissenschaften?


3. Buch-Tipp

The Loudest Duck, Moving Beyond Diversity While Embracing the Differences, by Laura Liswood, Canada 2010.


4. Film-Tipp

Billy Elliot, by Stephen Daldry, 2001, nominated for three Oscars and won three Bafta Awards.


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